Die Brüder Francesco und Eugenio Cassani hatten eine große Leidenschaft für Mechanik, die sie bereits in der Werkstatt ihres Vaters Paolo entwickelt hatten und die bald zu konkretem Fachwissen und Ergebnissen führte. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehörte sicherlich die Einführung des Dieselmotors, der wesentlich günstiger und praktischer als ein Benzinmotor war, bei einer landwirtschaftlichen Zugmaschine: der Trattrice Cassani aus dem Jahr 1927.

Ursprünglich wurden nur etwa 15 Exemplare der Trattrice in einer Prototypenserie gebaut, von denen einige von landwirtschaftlichen Betrieben aus ganz Italien (Bologna, Foggia, Padua) gekauft wurden, die sie auf unterschiedlichen Böden und Erntegutarten ausprobierten. Die Cassani wurde äußerst gründlich perfektioniert, im Hinblick auf den Wettbewerb für die „Italienische landwirtschaftliche Zugmaschine“, der vom Landwirtschaftsministerium organisiert wurde und bei dem sich die Cassini gegen etablierte Unternehmen wie Fiat, La Motomeccanica und Landini durchsetzte.

Für Francesco und Eugenio war der Sieg gleichzeitig ein Erfolg und ein Problem, denn um die industrielle Produktion des Traktors zu beginnen, benötigten sie eine geeignete Fabrik, die über die nötigen Montagelinien und spezialisiertes Fachpersonal verfügte. Es musste also ein Betrieb mit diesen Eigenschaften gefunden werden.

„Gaetano Barbieri & Co“, das auf die Produktion von großen industriellen Kühlschränken spezialisiert war. Barbieri wurde jedoch stark vom New Yorker Börsencrash  1929 und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise getroffen und ging schließlich bankrott. So wurde die Serienproduktion der Trattrice Cassani unterbrochen.

Aber Francesco und Eugenio ließen sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen und gründeten nur wenige Jahre später, im Dezember 1942, mitten im zweiten Weltkrieg, SAME (Società Accomandita Motori Endotermici).

Kuriositäten

• Zurzeit gibt es weltweit noch 4-5 Exemplare der Trattrice Cassani: Eines wird im SAME-Museum ausgestellt, ein anderes befindet sich im Wissenschafts- und Technikmuseum „Leonardo da Vinci“ in Mailand, während die übrigen zu Privatsammlungen gehören.
• In der Cassani-Werbebroschüre von 1929, die im Original im historischen Archiv von SDF aufbewahrt wird, finden sich die wichtigsten technischen Daten sowie die Verbrauchsdaten der Maschine: „Bei 10 Stunden Pflügen in hartem Bodengrund mit einer Tiefe von 45 cm kostet sie Sie nur 30 Lire“.
• 2013 wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Treviglio eine 1:1-Reproduktion der Trattrice Cassani auf einem der Hauptkreisverkehre der Stadt installiert.

Sehen Sie in diesem Video die Trattrice Cassani des SAME-Museums aus der Nähe