Wenn heute von kulturellem Erbe die Rede ist, beinhaltet dies mehr denn je ein umfassendes und tiefgründiges Konzept von dem, was in einem Gebiet aus vergangenen Zeiten erhalten ist. Dabei geht es nicht nur um künstlerische oder architektonische Meisterwerke, sondern auch um volkstümliche Traditionen, Arbeitsgeräte, Gegenstände des täglichen Gebrauchs und die Umgebung, die diese hervorgebracht hat. In diesem Zusammenhang werden selbst Agrarlandschaften wie die Hügel von Siena, die Langhe oder die Cinque Terre zu wichtigen Zeugnissen einer Zivilisation, die es zu kennen und zu bewahren gilt.
Die vom historischen SDF-Archiv gesammelten Bilder aus der Ausstellung von 2011 erzählen genau diese Geschichte: das Werk des Menschen bei der Landschaftsgestaltung mit einem konstanten Engagement von Generation zu Generation.
Jede Landschaft wird zu einem zu schützenden Erbe, egal, ob es sich um Ackerland handelt, das für den Lebensunterhalt bewirtschaftet wird, oder um Gebiete, die Handel und Reichtum hervorbrachten, nicht nur aufgrund ihres ästhetischen Werts, sondern auch wegen ihrer Bedeutung.
Wenn man Italien überfliegt oder die Halbinsel mit dem Zug oder dem Auto durchquert, wird eins sofort deutlich: Die Agrarlandschaft ist ein geometrisches Muster aus Feldern, Weingärten, Terrassierungen, Kanälen und Siedlungen. Der Reichtum unseres Bodens kommt in den verschiedenen Arten der Agrarlandschaften zum Ausdruck – von urbar gemachten Ebenen bis zu mediterranen Gärten, von Terrassierungen bis zu Alpentälern. Jeder Winkel erzählt die Geschichte eines Lands, das durch Einfallsreichtum und harte Arbeit Einfluss auf die Natur nahm, um Schönheit und Wohlstand zu schaffen.
So schrieb Carlo Cattaneo im Jahr 1845: „Neun Zehntel dieses Lands sind nicht das Werk der Natur, sondern das Werk unserer Hände …“ Ein Konzept, das auch heute – so viele Jahre später – nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Menschlicher Erfindungsreichtum führte zu Innovationen, die die landwirtschaftliche Arbeit und die Landschaft insbesondere im Zug des nachkriegszeitlichen Fortschritts veränderten.
Mit dieser Überlegung möchten wir die Verbindung zwischen Mensch und Land zelebrieren, ein Erbe, dessen Bewahrung und Weitergabe an die künftigen Generationen Engagement erfordert.