Raupenfahrzeuge. Eine typisch italienische Lösung

Der SAME „Fox 35“ aus dem Jahr 1982, der einzige im SAME-Museum ausgestellte Raupentraktor, zieht die Aufmerksamkeit und das Interesse zahlreicher Besucher der Ausstellung historischer Traktoren auf sich.

In diesem Artikel nehmen wir Raupenfahrzeuge genauer unter die Lupe und beleuchten ihre Eigenschaften, ihre Entwicklung, ihren Einsatz und ihre Vorteile.

Eine interessante Tatsache zu diesen Maschinen vorweg: Der Raupentraktor ist typisch italienisch, was vor allem der komplexen und vielfältigen Topographie des Landes geschuldet ist. Raupentraktoren wurden für die landwirtschaftliche Bearbeitung von Gebieten entwickelt, in denen die starke Hangneigung den Einsatz herkömmlicher Traktoren erschwert.

Im Ausland haben sich diese Maschinen wegen der größeren Verfügbarkeit von ebenen Nutzflächen und einer anderen landwirtschaftlichen Kultur nie in größerem Umfang durchgesetzt.

Raupenfahrzeuge bieten zahlreiche Vorteile: 

  • Sie haben einen viel tieferen Schwerpunkt als Radfahrzeuge und kippen auch in sehr steilem, unebenem und nachgiebigem Gelände nicht um. 
  • Sie können fast auf der Stelle drehen, was die Manövrierfähigkeit erheblich verbessert (durch Blockieren einer Kette kann ein Raupenfahrzeug in einem kleineren Radius drehen als ein Radfahrzeug).
  • Sie haben eine bessere Bodenhaftung als Radfahrzeuge, da das Gesamtgewicht auf eine größere Fläche (die Ketten) verteilt wird, was wiederum zu einer geringeren Bodenverdichtung führt.
  • Ketten sind robuster als Reifen, da sie nicht platzen oder durchstochen werden können.

Die Nachteile dieses Maschinentyps sind im Wesentlichen: die Notwendigkeit, die Raupenketten für den Straßenverkehr zu schützen, die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 15 km/h und, unter ergonomischen Gesichtspunkten, die stärkere Vibrationsbelastung des Fahrers im Vergleich zu einem Traktor mir Gummireifen.

SAME ist seit den 1970er Jahren auf dem Markt für Raupenschlepper präsent, vor allem dank der Übernahme von Lamborghini Trattori im Jahr 1973, einem emilianischen Unternehmen, das seit den 50er Jahren große Erfahrungen in diesem Spezialbereich gesammelt hat. 

Der „Minitauro 60 C“ war der erste von SAME produzierte Raupenschlepper, gefolgt vom „Taurus C“ und dem „Condor C“, alles Maschinen, die von Radschleppern abgeleitet waren. Diese Raupenfahrzeuge wurden in den auf dem Markt am meisten nachgefragten Leistungsstufen von 50 und 60 PS angeboten. Alle Motoren waren Dreizylinder-Saugmotoren.

1979 beschloss SAME, die technologische Entwicklung voranzutreiben und brachte den „Leopard C“ auf den Markt, der in Bezug auf Leistung und technische Ausstattung neue Maßstäbe in der Branche setzte. Mit seinem 80-PS-Motor stellt er einen Quantensprung in Sachen Leistung dar. Angetrieben wurde er von einem Vierzylinder-Saugmotor der Baureihe „1054 P“. Die Raupenfahrzeuge waren je nach Einsatzzweck unterschiedlich breit und der Fahrersitz hatte eine breite Plattform, die den späteren Einsatz von Plattformen auf Raupenfahrzeugen vorwegnahm.

Ab 1982 vervollständigte SAME sein Raupenprogramm mit Traktoren für Spezialanwendungen: dem „Fox“ (mit 35, 45 und 55 PS).

Dank ihrer kompakten Bauweise konnten sie auch zwischen engen Rebzeilen oder in Obstplantagen ohne Traktionsverlust eingesetzt werden. Ihre Stabilität ermöglichte sicheres Arbeiten auch in sehr schwierigem Gelände. Darüber hinaus konnte der Bediener zwischen verschiedenen Raupenbreiten wählen, um die Fahreigenschaften der Maschine optimal an die eigenen Arbeitsanforderungen anzupassen. Der Fox wurde nur wenige Jahre gebaut, aus seiner Weiterentwicklung entstand der Rock.

1984 ist das Jahr des „Explorer C“, der zunächst mit 65 und 75 PS, später auch mit 70, 80 und 90 PS gebaut wird. Der „Explorer C“ war die Geburtsstunde der modernen Raupenfahrzeuge: robust und unverwüstlich, dabei so komfortabel und leicht zu handhaben, dass er zum Maßstab für die gesamte Raupenwelt wurde. 

Es folgen wichtige Neuerungen für den Fahrerstand: die mit Silentblocks gefederte Plattform mit Pedalen zur weiteren Reduzierung der Vibrationen, die rechts vom Fahrer angeordneten Schalthebel für mehr Fahrkomfort – alles Lösungen, die von den „Explorern“ auf Rädern übernommen wurden, aber in der Welt der Raupenfahrzeuge völlig neu waren. 

Ab dem Jahr 2000 wurde der „Explorer“ durch den „Krypton“ ersetzt, eine neue Generation von Traktoren, deren Strukturen besser an die neuen Leistungsanforderungen des Marktes angepasst waren: Erstmals wurde in der Raupenbaureihe eine Maschine mit 100 PS angeboten. 

Der „Krypton“ zeichnet sich durch zahlreiche technische und ergonomische Merkmale aus, die sich bei den Ackerschleppern bewährt haben. Sowohl der Fahrersitz als auch die Motorhaube wurden überarbeitet und werden noch heute hergestellt.