Das Schuljahr 2022-2023 ist mit 134 Schulstunden, die sowohl vor Ort im SAME-Museum als auch online durchgeführt wurden, zu Ende gegangen. Über 5.700 Schüler aus 48 landwirtschaftlichen und mechatronischen italienischen Instituten haben daran teilgenommen. Angesichts der hohen Teilnehmerzahl und der Beliebtheit des Projekts bei Lehrern und Schülern wird SDF auch im Schuljahr 2023-2024 die 7. Ausgabe von SAME Scuole, sowohl vor Ort am Standort in Treviglio als auch online, anbieten. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an das historische SDF-Archiv
Zu den 2022-2023 ausgewählten Lektionen ist uns eine interessante Tatsache aufgefallen: Nach der Lektion zum Thema „Der landwirtschaftliche Traktor und seine Komponenten“ trug die erfolgreichste Lektion den Titel „Precision Farming: satellitengeführte Landwirtschaft“, in der es um das sehr aktuelle Thema der IT-Lösungen für die Landwirtschaft geht und die den Schülern interessante Denkanstöße für „ihre eigene Zukunft“ in der Branche gibt. Ein sehr aktuelles und breit gefächertes Thema, das in einer solchen Stunde sicher nicht abschließend behandelt werden kann; wir möchten also eher die Neugier wecken und Anregungen für weitere Nachforschungen geben.
Seit seiner Gründung im Jahr 1942 engagiert sich SAME für die Entwicklung innovativer Lösungen mit dem Ziel, die Feldarbeit zu verbessern und die Produktivität zu erhöhen. Wenn man darüber nachdenkt, dass die ersten SAME-Allradantriebe in den 50er Jahren erschienen, Elektronik bei Traktoren seit den 90er Jahren eingesetzt wird und dass wir heute ständig von digitalen Lösungen in der Landwirtschaft hören, dann wird sofort klar, dass in einem relativ kurzen Zeitraum eine echte Revolution in der Landwirtschaft und den industriellen Prozessen stattgefunden hat.
Technologien für das Precision Farming wurden in Italien zum ersten Mal in den 90er Jahren angewendet: Es geht dabei darum, digitale Lösungen für spezielle Eingriffe zu nutzen, die besonders die Bedürfnisse des Bodens und der Kulturen berücksichtigen. Dabei sollen so gut wie möglich die Produktivität der Felder erhöht, die Kosten gesenkt und die Umweltbelastung reduziert werden. Dazu gehören alle Eingriffe, die die Bewässerung effizienter gestalten, ohne Wasserressourcen zu verschwenden oder die Pflanzen leiden zu lassen, der gezielte Einsatz von Pestiziden für die speziellen Bedürfnisse jedes einzelnen Bereichs und jeder einzelnen Pflanze, oder von Dünger in der benötigten Menge und zur richtigen Zeit.
Die Landwirtschaft, die oft als „traditionsbewusst“ und wenig offen gegenüber Veränderungen angesehen wird, erkundet in den letzten Jahren mit großem Erfolg das Potenzial digitaler Hilfsmittel. Diese Instrumente können auf verschiedenen Ebenen eingesetzt werden: von den Basisanwendungen wie Satellitenempfängern mit GPS (Global Positioning System) und Displays für die vollständige Erfassung der Arbeitsdaten und Geolokalisierung der gesammelten Informationen bis hin zu fortschrittlicheren Methoden mit moderner Technologie für die Steuerung der direkt mit dem Traktor verbundenen Arbeitsgeräte und das Teilen der Daten in einem integrierten, geteilten Unternehmenssystem.
Bei Letzterem spricht man von Landwirtschaft 4.0, die man als ein „Upgrade“ des Precision Farming beschreiben könnte. Das Ziel dieser Technologien ist es, den Landwirt so gut und präzise wie möglich bei seinem Entscheidungsprozess zur eigenen Tätigkeit und zu Beziehungen mit anderen Teilhabern der Produktionskette zu unterstützen. Dadurch sollen letztendlich die Rentabilität und die wirtschaftliche, umwelttechnische und soziale Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Prozesse gesteigert werden.
Die Coldiretti, ein Verband selbstständiger Landwirte in Italien, hat dieses Jahr auf der Messe Fieragricola Tech in Verona, bei der Innovationen in der Landwirtschaft vorgestellt werden, eine Analyse präsentiert. Daraus geht hervor, dass „sechs von 10 italienischen landwirtschaftlichen Betrieben wenigstens eine Lösung der Landwirtschaft 4.0 einsetzen, von Parallelfahrsystemen über Drohnen und Roboter bis hin zu Sensoren und GPS […] Auf der Messe in Verona konnte man den Garten 4.0 der Coldiretti bewundern ‒ ein Zusammenspiel innovativer Technologien, dank derer unter anderem bis zu 20 % Wasser auf den Feldern eingespart werden kann.“ (Quelle: Il Sole 24 Ore, 1. Februar 2023). Nach Daten des Observatoriums Smart Agrifood 2021 der School of Management des Politecnico di Milano und des RISE-Labors der Universität Brescia gibt es über 500 Lösungen für die Landwirtschaft 4.0 für die Branche in Italien. Diese nutzen hauptsächlich Data Analytics-Systeme, Plattformen, Verarbeitungssoftware und das Internet der Dinge. Sie werden besonders bei Anbau, Aussaat und Ernte der Produkte eingesetzt, vor allem im Weinbau, Garten- und Obst- sowie Getreideanbau. Aus der Forschung wird außerdem deutlich, dass der italienische Markt der Landwirtschaft 4.0 vor allem von Herstellern von Landmaschinen und Zusatzgeräten dominiert wird, die 73 % des Umsatzes in der Branche generieren, gefolgt von IT-Firmen, die 17 % Marktanteil besitzen. Am meisten investiert wird in Lösungen zur Überwachung und Steuerung von Traktoren, Arbeitsgeräten und den daran angeschlossenen Maschinen […]
Auch SDF bietet mit den SDF Smart Farming Solutions eine große Bandbreite an digitalen personalisierbaren Lösungen an, mit denen Landwirte schneller und präziser arbeiten und so ihre Rentabilität steigern können.
SDF Smart Farming Solutions bietet folgende Vorteile:
- Anschluss: bietet die Möglichkeit, alle digitalen Geräte in der Maschine, im Büro oder von jedem anderen Ort aus zu verbinden. So sind die Daten jederzeit und überall verfügbar.
- Effizienz: ermöglicht den Kunden, Zeit, Arbeitsaufwand und natürlich Geld zu sparen. Verschiedene Produkte und Services erhöhen die Geschwindigkeit, die Präzision und die Effizienz bei der Verwendung der Maschine.
- Genauigkeit: Mit integrierten Lenksystemen und intelligenten Arbeitsgeräten können sich die Benutzer auf maximale Genauigkeit verlassen. So erhalten sie eine genaue Kontrolle aller Produktionsinstrumente und können Sprünge oder Überschneidungen während der Aussaat, des Düngens, der Streuung und anderer Arbeiten vermeiden. Dies hilft Landwirten und Lohnunternehmern dabei, ihre Produktivität zu verbessern und somit auch Ersparnisse bei den verwendeten Produkten zu erzielen.
- Einfachheit: Alle elektronisch unterstützten Arbeiten können bequem von der Interface des iMonitor kontrolliert werden. Von einem einzigen Terminal aus können die Benutzer alle wichtigen Operationen steuern, darunter die Traktoreinstellungen, Fahrwerkzeuge und Datenverwaltung.
Trotz der vielen Vorteile ist die Landwirtschaft 4.0 noch nicht weit verbreitet. Das liegt daran, dass die Landwirte oft nicht gut mit den neuen Bordinstrumenten (Monitor, Sensoren ..) umgehen können und nur geringe Kenntnisse zur Auswertung der Daten und gesammelten Informationen besitzen, die von Fachleuten wie Agronomen analysiert werden können und müssen. Viele italienische Landbetriebe sind eher klein und können sich die beachtlichen Investitionskosten für die digitalen Technologien nicht leisten. Außerdem gibt es kulturelle Hindernisse aufgrund des Durchschnittsalters der Landwirte, und es fehlen spezifische Kompetenzen und Infrastrukturen, die den Übergang zur Landwirtschaft 4.0 unterstützen (z. B. Internetanschluss in bestimmten Gebieten). Auch wenn die Landwirtschaft 4.0 die Zukunft ist, denken wir, dass sie noch lange Zeit parallel zur traditionellen Landwirtschaft existieren wird.
Wie wir alle wissen, löst Technologie allein noch keine Probleme. Ebenso werden spezifische Kompetenzen gebraucht, sodass die Vorteile des Precision Farming bestmöglich genutzt werden können. Aus genau diesem Grund werden professionelle Kurse entwickelt, die die Experten aus der Branche mit einer angemessenen, regelmäßigen Weiterbildung zur Nutzung der Technologien unterstützen und begleiten und ihnen verschiedene Zertifizierungsstufen verleihen.