September, der Monat der Weinlese

Im September findet eine der wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten in der Kultur unseres Landes statt: die Weinlese. Der September gilt traditionell als Monat der Weinlese, auch wenn in Wirklichkeit viele Faktoren, wie das Anbaugebiet, das Klima oder der Wein, der produziert werden soll, die Anfangszeit der Lese bestimmen. Je nach Traubenart und Wetterbedingungen kann die Traubenernte schon Anfang August beginnen, wie beim Pinot und Sekt im Allgemeinen, oder erst im September oder späten Oktober starten, wie bei den meisten Weißweinen. Zum Schluss werden die Trauben für Likörwein geerntet ‒ deren Lese zieht sich oft bis in den November.

Auch die Art der Weinlese kann sich stark unterscheiden. Zur manuellen Methode kommt die mechanische Methode, bei der Traubenerntemaschinen eingesetzt werden, die die Trauben direkt von der Rebe pflücken, oder Maschinen, die die manuelle Arbeit erleichtern, wie zum Beispiel elektrische Scheren. Technologie ist heute in der Welt des Weins immer präsenter und tatsächlich wird auch die Weinlese immer öfter mechanisch durchgeführt. Diese Art der Weinlese bietet optimale Ergebnisse in Bezug auf die Qualität der Arbeit, das erhaltene Produkt, die Schnelligkeit, die nächtliche Lese und die Reduzierung von Kosten, vor allem bei großen Flächen. Auch das Keltern, das einst ohne maschinelle Hilfsmittel durchgeführt wurde, ist heute mechanisch. Früher stampfte man barfuß auf den Trauben in Holzfässern, heute ist dieser Prozess kontrolliert und mechanisiert: Die Trauben werden abgeladen, die Stiele entfernt, die Beeren von einer speziellen Maschine ausgewählt, und schließlich fermentieren der Most und die Schalen einige Wochen lang, bis sie während des Abstichs getrennt werden. Danach muss der Wein eine Zeit lang ruhen und reifen, bevor er in Flaschen abgefüllt, verkauft und getrunken werden kann!

Machen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte: Interessanterweise gehen die ersten Schriften zur Weinlese bis aufs Jahr 10.000 v. Chr. zurück und stammen aus dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds. Damals war die Weinlese Teil einer richtigen religiösen Zeremonie, bei der die Menschen den Göttern für die Früchte der Erde dankten.

Im antiken Rom wurde am 19. August die sogenannte „Vinalia Rustica“ gefeiert: ein Fest zu Ehren Jupiters, das den Beginn der Weinlese markierte. Die Trauben wurden von Hand mit messerähnlichen Instrumenten geerntet, in kleine Behälter gelegt und dann in die „lacus vinaria“ geschüttet, echte Wannen, in denen sie barfuß gekeltert wurden. Interessant ist auch, dass während der Weinlese alle anderen Tätigkeiten eingestellt wurden: Die ganze erweiterte Familie kam zusammen, um sich einzig und allein der Arbeit auf dem Feld zu widmen. Daher kommt auch der soziale und gemeinschaftliche Charakter der Weinlese, die Menschen auch zusammenbringt, um zu feiern und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Der historische und anthropologische Wert der Weinlese geht auf sehr alte Zeiten zurück und wird von Generation zu Generation über landwirtschaftliche Arbeitsmethoden und bäuerliche Traditionen weitervererbt, ebenso wie die Bedeutung seiner kulturellen und traditionellen Aspekte, die die Weinlese als jährliches Arbeits- und Gemeinschaftsfest auszeichnen.

Der Übergang von der Traube zum Wein ist eine wahrhafte Reise. Eine uralte Praxis, die noch ältere Wurzeln hat, sodass sie sogar schon in der griechischen und lateinischen Literatur zelebriert wird.

Ernte und Gemeinschaft sind die Schlüsselwörter dieses magischen Moments. Eine Zusammenkunft, die Tradition und Innovation vereint.

Die Hände, die nach den Trauben und den Scheren greifen und mit einem sauberen Schnitt dafür sorgen, dass die Trauben in Kunststoffeimer jeder Form und Größe fallen. Männer und Frauen, die die Trauben in Kisten verladen, die von Traktoren gezogen werden und schließlich am Horizont verschwinden, in Richtung des Weinkellers, der die Ehre hat, sie in Wein zu verwandeln.

Erinnerungen an die Weinlese

Die Weinlese waren die mit am meisten Spannung erwarteten Tage des Jahres. Dies war der Moment, nach einem Jahr voller Arbeit und Anstrengungen Bilanz zu ziehen ‒ Anstrengungen, für die wir nicht immer ausreichend entlohnt wurden, sei es aufgrund eines plötzlichen Hagelschauers, zu kalter Winter oder andauernder Dürre.

Die Arbeit am Weinberg umfasste zahlreiche Tätigkeiten: jede Woche den Grünspan geben, das Unkraut zwischen den Rebzeilen jäten und sicherstellen, dass die Beeren nicht von Weinkrankheiten befallen wurden. Die Bottiche und Körbe wurden auf ochsengezogene Karren geladen, und jeden Morgen beim ersten Sonnenstrahl machten sich die Bauernfamilien auf den Weg, um mit der Arbeit zu beginnen. Auf den Feldern angekommen, wurden alle Arbeitsgeräte abgeladen; Körbe und Eimer wurden unter die Laube gelegt, bereit, mit Trauben gefüllt zu werden, die die Weinleser mit einem sauberen Schnitt der Schere oder des Messers von der Rebe trennten.

Wenn die Behälter voll waren, wurden sie in die Bütte entleert, die sich der Stärkste auf die Schultern lud und aus der Laube trug. Dann wurde sie in den Bottich ausgegossen, in dem schon zwei oder mehr Jugendliche barfuß darauf warteten, mit dem Keltern zu beginnen.

Nachdem sie im Weinkeller angekommen waren, wurden die Trauben in die Abbeermaschine gesteckt, die die Beeren vom Traubenkamm trennte, also von den Zweigen, an denen sie von der Pflanze hingen. Die Trauben wurden gekeltert und anschließend begann der Prozess der Fermentation, also der Umwandlung von Traubensaft in Wein.