Zwei große Revolutionen: die Erfindung der Landwirtschaft und des Pflugs

Im SAME-Museum befindet sich ein „merkwürdiges“ Objekt aus Holz, das von jahrhunderterlanger Arbeit auf dem Feld mit Menschen und Tieren ganz abgenutzt ist. Oft wird es übersehen, aber während der Museumstouren wird es als ältestes Gerät und Symbol der Landwirtschaft vor der Erfindung des Traktors präsentiert. Es handelt sich hierbei um einen Tiefenlockerer aus Norditalien aus dem 15. Jahrhundert, der mit seiner Form an die Pflüge aus der frühen Eisenzeit erinnert.

Seine Geschichte führt uns weit in die Zeit zurück, bis zur Entstehung und Weiterentwicklung der Landwirtschaft.

Die Landwirtschaft war eine der wichtigsten Etappen in der Geschichte der Menschheit, da sie die Lebensweise der Menschen revolutionierte: Aus Nomaden entwickelten sich sesshafte Gruppen und nicht nur die Wirtschaft, sondern auch soziale Beziehungen und politische Strukturen wurden von Grund auf neu organisiert. Der Ackerbau stellte auch den ersten richtigen Versuch der Menschen dar, die Natur zu kontrollieren und zu beherrschen.

Es ist offensichtlich, dass die Landwirtschaft das Leben der Menschen grundlegend veränderte: Bis dahin hatten sie in kleinen Gruppen, die meist aus Familien oder Clans bestanden, nomadisch gelebt und sich hauptsächlich dem Jagen und Sammeln von Früchten und Wurzeln gewidmet. Aufgrund der Jagd mussten diese Gruppen ständig weiterziehen und den Büffelherden folgen.

Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge entstand die Landwirtschaft vor etwa 15/10.000 Jahren im Nahen Osten, im sogenannten Fruchtbaren Halbmond, der Region Mesopotamien, dem heutigen Irak.

Ein altes toskanisches Sprichwort besagt sinngemäß: „Für die Lebenden liegt die Erde tief, auf den Toten lastet sie schwer.“ Es ist leicht zu verstehen, was mit dem zweiten Teil gemeint ist; der erste Teil bezieht sich dagegen auf die schwere Arbeit der Bauern, die sich ständig bücken mussten, um die Erde zu bearbeiten. Um diese Arbeit leichter zu machen, hat der Mensch schon seit Urzeiten an Lösungen getüftelt, um die Erde mit Geräten zu bearbeiten, die günstige Bedingungen für das Wachstum und Gedeihen der Pflanzen schaffen sollten, die so wichtig für die Ernährung sind. 

Der primitive Mensch benutzte Stöcker, um die Erde aufzulockern und Samen einzupflanzen; später wurde das Instrument modifiziert und es wurden Hacken entwickelt, die jedoch bei der Saatbettvorbereitung ineffizient waren. Die Erfindung des Pflugs durch die Sumerer im Mesopotamien des 4. Jahrtausends v. Chr. war also revolutionär, da dadurch die Produktivität enorm gesteigert werden konnte. So konnte ein Übermaß an Nahrung produziert werden, das für die Entstehung komplexer Gesellschaften, die auf Arbeitsteilung basieren, grundlegend war. 

Pflügen ist eine uralte Tätigkeit, schon der lateinische Dichter Vergil sah es als „Arbeit des Menschen und des Ochsen, die die Erde umstülpen kann“. Der Pflug bestand damals ganz aus Holz und war eine Kralle mit einer kürzeren Seite, die in die Erde eindrang, und einer längeren Seite, die als Griff genutzt wurde. Diese Pflüge waren symmetrisch, das heißt, sie öffneten eine Furche im Acker, indem die Erde nach zwei Seiten geschoben wurde. Sie wurden zuerst vom Mensch und später von Tieren gezogen und arbeiteten in 15-20 cm Tiefe. Es musste mehrmals nacheinander gepflügt werden, um die Grasdecke zu entfernen.

Die Pflüge wurden in den nächsten Jahrtausenden verändert, angepasst und schließlich aus Metall hergestellt, sodass sie stabiler wurden. 

Gold, Silber, Kupfer und Bronze waren die ersten Metalle, die der Mensch zu bearbeiten lernte. Sie waren jedoch zu wertvoll oder, wie im Fall von Bronze, zu wenig elastisch, um in der Landwirtschaft eingesetzt zu werden. 

Die Eisenverarbeitung wurde im 15. Jahrhundert v. Chr. im Kaukasus entdeckt, erreichte den Nahen Osten, Ägypten und Griechenland im 12. Jahrhundert v. Chr. und kam schließlich im 9. Jahrhundert v. Chr. nach Italien, wo sie von den Etruskern eingeführt wurde.

Das zahlreich vorhandene Eisen eröffnete im Ackerbau völlig neue Möglichkeiten: Äxte zum Fällen von Bäumen, Instrumente (Spitzhacken, Spaten, Schaufeln etc.) zur Trockenlegung von Sumpfgebieten, landwirtschaftliche Geräte zur Rodung und Bodenbearbeitung, Sicheln zur Herstellung von Heu, Instrumente zur Pflanzenbeschneidung usw. Bald darauf wurden die Pflüge mit Pflugscharen aus Eisen ausgestattet, sodass sie noch effizienter wurden. Eisenwerkzeuge erleichterten auch den Bau von Wagen und Booten, was den Handel und das Reisen förderte.

Um die Arbeiten weiter zu perfektionieren, wurde um das Jahr Null herum ein Holzwagen eingeführt, an dessen Achse die Deichsel des Pflugs befestigt wurde. Jahrhundertelang setzten also die weiterentwickelten Zivilisationen den Pflug ein und veränderten dabei sein Aussehen nur wenig.

Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurde in Amerika der erste vollständig aus Metall bestehende Pflug hergestellt, der auf industrieller Ebene produziert wurde. Der Einsatz von Eisen ermöglichte die Entwicklung eines asymmetrischen Geräts in England, das die Erde umwälzte und so Gras und eventuelle Düngemittel, die vom Menschen ausgebracht worden waren, sowie Reste der vorhergehenden Kulturen vergrub.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Europa zahlreiche Untersuchungen und Modernisierungen des Instruments, um das Umgraben der Erde (das Umwälzen der Erdscholle) zu verbessern, die Zugkraft zu verringern und so die Bodenbearbeitung zu vertiefen. Andere Innovationen betrafen die Stabilität des Wagens, die Form und Ausrichtung der Pflugschar, die Oberfläche des Streichblechs (des Teils des Pflugs, mit dem die vom Messer vertikal und von der Pflugschar horizontal geschnittene Erdscholle so gedreht werden konnte, dass der untere Teil oben landete) und viele andere. 

Auf den Pflug mit Pflugschar aus Stahl folgte im späten 19. Jahrhundert der Pflug mit zwei Rädern und Fahrersitz, und ab 1890 wurden Pflüge mit den ersten Dampftraktoren verwendet. Im Laufe der Zeit wurden diese von Traktoren mit mechanischem Antrieb ersetzt, die über Pflüge mit zwei oder mehr Pflugscharen verfügten. Diese wurden mit der Einführung des Traktors und der Entwicklung von Gummireifen üblich.

Anhand dieses kurzen Exkurses wird klar, dass Pflügen schon seit Jahrtausenden das Symbol der Landwirtschaft ist und auch heute noch die häufigste und arbeitsintensivste Bodenbearbeitungstätigkeit darstellt. Zum Schluss noch eine Bemerkung zur aktuellen Situation: Es wird geschätzt, dass fast 50 % der Produktkosten auf das Pflügen zurückgehen, das heute natürlich nicht mehr anstrengend für den Menschen ist, aber immer noch viel von den Maschinen abverlangt.